Stell dir vor «der Aufzug wird auf die Baustelle geliefert, aber es ist keiner dort, um den Lift in den leeren Schacht zu montieren». Ein Szenario, wenn es keine Aufzugsmonteur-Ausbildung geben würde. Wir wollten wissen, welche Bedeutung die Praxisbetreuer bei der Ausbildung unserer Aufzugsmonteure haben und sprachen mit verschiedenen Akteuren.
Jährlich werden über 100 neue Aufzugsmonteure ausgebildet, 25 davon machen eine Lehre. Seit 2008 bildet die Schindler Berufsbildung in den Geschäftsstellen nämlich Aufzugsmonteure aus. Damit das dezentrale Ausbildungsnetzwerk funktioniert, hat jede Geschäftsstelle einen Praxisbetreuer. Sie sind der Dreh- und Angelpunkt der Aufzugsmonteur-Lehre, denn die Lernenden werden auf Baustellen vor Ort ausgebildet und betreut. «Ohne Praxisbetreuer könnten wir in den Regionen keine Lernenden rekrutieren und ausbilden», sagt Andrea Bachmann, Personalleiterin der Berufsbildung.
Die beiden ersten Lehrjahre absolvieren die Lernenden dann als Polymechaniker oder Anlagen- und Apparatebauer in einem regionalen Ausbildungszentrum. Nach der Teilprüfung absolvieren sie das 5-wöchige Lift Camp, in welchem sie sich mit der Aufzugstechnik vertraut machen. Danach wechseln sie in «ihre» Region auf die Baustellen.
Wir haben mit drei Praxisbetreuern über ihren Werdegang - von der Lehre als Aufzugsmonteure bis zu ihrer jetzigen Funktion als Praxisbetreuer gesprochen.
Domagoj startete 2008 seine Lehre als Aufzugsmonteur und konnte 2 Wochen ins Lift Camp gehen. «Mein Nebenstift und ich wurden bewusst ins kalte Wasser geworfen, nie zuvor wurden vorher Lernende im Lift Camp ausgebildet. Man wollte testen, ob dies funktionieren würde.» Und es funktionierte. So haben bis heute rund 270 Lernende das Lift Camp erfolgreich durchlaufen. Im Anschluss an seine Lehrzeit arbeitete Domagoj weitere vier Jahre für Schindler. Parallel dazu bildete er sich zum technischen Kaufmann weiter. Da er gerne Abwechslung hat, verliess er einige Jahre später Schindler und bereiste während drei Monaten die Welt. Nach seiner Rückkehr ins Berufsleben als Aufzugsmonteur bei einer kleineren regionalen Liftfirma merkte er jedoch, dass er was anderes brauchte. «Ich wollte mal was anderes ausprobieren und dachte mir, ich versuch’s mal als Versicherungsverkäufer bei der AXA». Es stellte sich aber heraus, dass dies nicht seine Welt war und er konnte kurzfristig wieder zurück zu Schindler wechseln: «Mir war nun bewusst, was ich wirklich hatte bei Schindler». Als dann im Juli 2020 die Stelle des Praxisbetreuers neu zu besetzen war, bewarb er sich darauf und kriegte den Zuschlag.
«Ich gebe mein Fachwissen gerne an andere weiter», sagt Jan und der Einstieg für unser Gespräch ist bereits gefunden. Nach der Abschlussprüfung, welche er 2014 erfolgreich bestand, arbeitete Jan noch weitere fünf Jahre als Aufzugsmonteur. Häufig wenn auf einer anderen Baustelle der Termin oder die Qualität nicht eingehalten werden konnte, stand er dann im Sondereinsatz «Qualität war für mich halt immer ganz zuoberst» meint er. Dadurch kam bei ihm bald der Wunsch auf, in der Ausbildung tätig zu werden. Seit vergangenem Jahr kümmert er sich nun als zweiter Praxisbetreuer bei SLU für startende Aufzugsmonteure, sogenannte Quereinsteiger, aber auch für Lehrabgänger von Schindler.
Milos Pavlovic, Schindler BaselMilos startete vor 10 Jahren mit seiner Lehre als Aufzugsmonteur, nach erfolgreichem Lehrabschluss konnte er weitere zwei Jahre bei Schindler als Aufzugsmonteur Erfahrung sammeln. Während dieser Zeit absolvierte er berufsbegleitend eine höhere Ausbildung. «Nach meiner erfolgreichen Ausbildung zum technischen Kaufmann konnte ich als Sachbearbeiter ins Büro wechseln. Mir wurde aber bald klar, dass «Büro» für mich nichts Langfristiges wird». Als sich dann eineinhalb Jahre später Gelegenheit bot, in die Fussstapfen des scheidenden Praxisbetreuers zu treten, packte er die Chance «Es war für mich die richtige Entscheidung, welche ich bis heute nicht bereue».
Patrick Imfeld, Fachverantwortlicher Aufzugsmonteure nach seinem Fazit gefragt, meint: «Ausbildung wird dann nachhaltig, wenn ein System von sich selbst zu leben beginnt». Somit schliesst sich der Kreis – vom Lernenden zum Praxisbetreuer. Es gäbe zahlreiche weitere Beispiele, für Fach- und Führungslaufbahnen, welche ihren Anfang bei der Berufsbildung nahmen, das würde jedoch den Rahmen des Berichts sprengen.